Der Begriff Neotraditional setzt sich aus „Neo“ (Lateinisch für „neu“) und „traditional“ (Englisch für „traditionell“) zusammen. Dies baut darauf auf, dass der Neotraditional Tattoo Style sich aus dem traditionellen Amerikanischen Stil entwickelt hat. Dabei wird der etwas simplere traditionelle Stil auf eine neue Weise mit neuen Techniken umgesetzt.
Statt sich nur auf die Farben rot, grün, gelb und schwarz zu limitieren verwendet man im Neotraditional Style eine volle Farbpalette mit fließenden Farbverläufen. Selbstverständlich muss in einem Neotraditional Tattoo keine Farbe verwendet werden, da durch kontrastreiche Schattierungen ebenso lebhafte Designs gestaltet werden können. Die dicken Linien, welche für die gute Haltbarkeit der traditionellen Tattoos sorgen, werden im Neotraditional Stil aufgegriffen. Jedoch sind meistens nur die äußeren Linien des Tattoos wirklich dick, während die inneren Linien des Designs auch filigran sein können. Dies verleiht den Neotraditional Tattoos eine gewisse Tiefe und Dynamik, ohne seine Langlebigkeit zu verlieren.
Wenn die Haut altert, verändert sich auch das Tattoo. Dabei spielen viele Komponente wie UV-Strahlen und die passende Hautpflege eine entscheidende Rolle, aber auch die Techniken die vom Tätowierer angewendet werden können dies beeinflussen. Während dieser Alterungsprozess verlangsamt werden kann, ist er letztendlich unausweichlich. Die Linien eines Tattoos werden dicker oder verlieren einzelne Pigmente, was das Aussehen eines Tattoos welches lediglich aus feinen Linien besteht, drastisch verändern kann. Deshalb arbeitet man beim Neotraditional Stil mit verschieden dicken Linien, da diese über längere Zeit für ein ausgeglicheneres Gesamtbild sorgen. Die dunkle, schwarze Farbe der Linien sorgt dafür, dass das Tattoo von weitem besser erkennbar ist und auch bleibt.
Die Farben und Schattierungen, die in ein Tattoo eingearbeitet werden, bleichen über die Jahre aus. Dadurch wird das Tattoo heller und verliert von seiner Tiefe. Verwendet man in einem Tattoo also ausschließlich helle, leichte Farben (wie beispielsweise Pastellfarben) oder hellere Schattierungen, wird das Tattoo schneller deutlich ausgeblichen und zweidimensional wirken.
Je größer die Fläche ist, auf der das Tattoo gestochen wird, desto mehr Details können dementsprechend eingebaut werden. Baut man in ein kleines Tattoo zu viele Details, besteht die Gefahr, dass die Linien ineinander verlaufen und das Tattoo sich zu einem unerkennbaren, dunklen Fleck entwickelt. Daher fokussieren sich Tattoos im Neotraditional Style meist auf größere, einzelne Motive. Selbstverständlich sind hierbei die Wünsche des Kunden essenziell, denn auch ein Neotraditional Tattoo kann voller Details und Bedeutungen sein.